Spiraldynamik® -Jahreszeitschrift 01/96
Einmaleins der Bewegungskoordination
Spiraldynamik AG, Zürich
   
 
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um die beiden Handballstars aufmerksam zu betrachten. Die Antwort auf die Frage, welches Kind sich koordinierter bewegt, wird Ihnen leichtfallen.
 
     
Einmaleins der Bewegungskoordination
Die Antwort ist augenblicklich ersichtlich, der Junge rechts wirkt dynamisch, kraftvoll-locker unbd ästhetisch, kurzum wohl koordiniert. Während für den anderen Jungen diese Bewegungsqualitäten noch nicht oder nicht mehr selbstverständlich sind. Aus dem Alltag werden Sie mit solchen und ähnlichen Situationen vertraut sein. Der Bildvergleich möchte Sie in die Kunst und Wissenschaft menschlicher Bewegungskoordination einführen, möchte Ihr Auge für charakteristische Unterschiede schärfen. Die Pfeile geben die Drehrichtung von Ober- und Unterschenkel, von Ober- und Vorderarm wieder. Der koordinierte Drehsinn der Arme und Beine während der Dynamik wird durch die Anatomie von Knochen, Bändern und Muskeln bestimmt. Die langen Röhrenknochen beispielsweise besitzen Spiralstruktur. Als klassisches Beispiel sei der Oberschenkelknochen erwähnt, er ist in sich spiralig geschraubt. Knie und Ellebogengelenke sind nicht einfach Scharniere, sondern besitzen Drehscharnierbeweglichkeit. Viele Bandstrukturen - zum Beispiel die Kreuzbänder des Knies oder die Hüftgelenkkapsel - weisen auf die zentrale Bedeutung der Spirale als ein grundlegendes Strukturelement des menschlichen Körpers hin. Diagonal bis spiralig verlaufende Muskeln spiegeln dasselbe Prinzip.
Zusammenfassend finden wir ein anatomisch begründetes Ordnungsmuster. Die funktionellen Drehrichtungen sind: -Stamm: dreht nach links und nach rechts, die Wirbelsäule bleibt dabei möglichst langgedehnt -Oberschenkel dreht nach aussen, Unterschenkel nach innen, -Ferse dreht nach aussen (Supination), Vorfuss nach innen (Pronation) -Oberarm dreht bei der Beugung des Armes nach innen, Unterarm nach aussen (Richtungsumkehr bei der Streckung).
Zugegeben, es braucht ein bisschen Übung das Auge zu schulen, aber es ist gar nicht so schwer, zu erkennen, was in welche Richtung dreht. Der diagnostische Blick erkennt zielsicher und rasch individuelle Stärken und Schwächen. Damit können diese frühzeitig und kompetent angegangen werden. Ein Grundverständnis für "anatomisch korrekte Bewegungen" ermöglicht es Ihnen, anderen Menschen individuelle Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. Stärken können in eigener Regie gefördert und gefordert werden, Haltungsschwächen können spielerisch sanft aber nachdrücklich in gesunde Bahnen gelenkt werden.
Erfahrungsgemäss sind sich viele Menschen ihrer Schwächen und Stärken mehr bewusst, als man gemeinhin anzunehmen geneigt ist. Sie empfinden oft Dankbarkeit, wenn sie Möglichkeiten angeboten bekommen, sich selbst zu verändern.
 
 
 
Schneckenhaus und Treppenhaus:
 
 
Die Spirale als Patentrezept in Natur und Technik
 
   
Das Prinzip der spiraligen Verschraubung zieht sich wie ein roter Faden durch die Anatomie des menschlichen Körpers. Doch nicht nur hier, sondern überall in der Natur können Sie die Spirale als Grundprinzip der Natur entdecken. Damit hat es seine besondere Bewandnis. Die Wurzel des Wortes Spirale stammt von der indoeuropäischen Ursilbe "spei" ab, was soviel bedeutet wie "sich in Raum und Zeit ausdehnen". Unsere Urahnen - wahre Pioniere der menschlichen Sprache - wussten von dieser Einheit von Raum, Zeit und Bewusstsein. So finden wir die Stammsilbe "spei-" heute noch im Wort "Respiration", dem rhythmischen Ein- und Ausströmen der Luft oder im Wort "Spiritus", dem geistigen Bewusstsein. Die Vielschichtigkeit der Bedeutung macht die Spirale zu einem archetypischen Symbol, das bis in die kulturellen Anfänge der Menschheit zurückverfolgt werden kann.
Sich drehen, winden und schrauben ist ein Patentrezept der Natur, dessen sich insbesondere auch die Technik bedient. Spiralen begegnen wir im Alltag auf Schritt und Tritt. Die Gymnastikpädagogin Annette Pfeifer hat die Erscheinungsvielfalt der Spirale im Alltag unter dem Titel "Spiralltag" folgendermassen beschrieben:
"Der Alltag ist voller Spiralen: Angefangen beim Notizbuch, das mit einem Spiraldraht zusammengeheftet ist und dem Kugelschreiber, dessen Mine sich mittels Spiralfeder auf und ab bewegen lässt. Verschiedene Pflanzen wie Efeu, Winden und Gurken halten sich spiralig fest, und auch Schneckenhäuschen sind spiralig gewunden. Wendeltreppen verbinden Stockwerke, der Glühdraht kringelt sich spiralig in die Birne, Wolle und andere Fasern werden spiralig versponnen. Drahtseile der Luftseilbahnen und Taue zum Festmachen der Schiffe sind spiralig verwunden. Zur Verankerung benützen wir Schrauben und Drehverschlüsse, der Knethaken der Küchenmaschine wird in spiraligen Bewegungen geführt.
Wasser verschwindet als kleiner Wirbel im Abflussrohr. Auch Korkenzieher und Bohrer funktionieren nach dem Spiralprinzip. Die mechanische Uhr hat eine Spiralfeder zum Aufziehen, um Kraft zu speichern und wieder abzugeben. Den Fahrkomfort im Auto verdanken wir den Spiralfedern in den Stossdämpfern, die Schockwellen absorbieren können.
Spiralen werden als Turbinen zur Energiegewinnung in Wasserkraftwerken eingesetzt. Wirbelwinde lassen die Herbstblätter spiralig tanzen und in seiner stärksten Form vermag der Wind als Tornado grosse Verheerung anzurichten. Haare werden zu Zapfenlocken gedreht und selbst in den Medien stösst man ständig auf Begriffe wie Gewaltspirale oder Konjunkturspirale.....