DIE ZILGREI-SELBSTBEHANDLUNGSMETHODE

Der eigene Weg in der Gesundheitspflege

und Krankheitsbehandlung

von Charlotte Rogers

 

 

Bei der ZILGREI-Methode, die ich Ihnen hier vorstellen möchte, geht es um das strukturelle Gleichgewicht. Einerseits besteht Zilgrei aus gezielter Körperhaltung und Bewegung, dem entlastenden Bestandteil dieser Selbstbehandlungstechnik, andererseits aus dynamogener, krafterzeugender Atmung, der heilenden Komponente der Methode, die dank der Atmung nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf der psychischen Ebene wirkt. Aber sehen wir uns zunächst das Betätigungsfeld von Zilgrei an.

Beschwerden des Bewegungsapparates

Rücken-, Nacken-, Kreuzschmerzen sowie allgemeine Gelenk- und Muskelschmerzen sind bekanntlich an erster Stelle verantwortlich für die Kostenexplosion im Gesundheitswesen und für Arbeitsausfall. Acht von zehn Menschen leiden weltweit im Verlaufe ihres Lebens an diesen Beschwerden, die, da sie meist sporadisch immer wieder auftreten, einen unermesslichen Tribut an persönlichem Leiden und finanziellen Verlusten durch verlorene Arbeitszeit und Behandlungskosten fordern. Ärzte wie Patienten sind ziemlich hilflos. Die Devise lautet häufig: Sie müssen lernen, damit zu leben.

Die Frage stellt sich, welche verbindenden Faktoren zu einem derartig hohen Prozentsatz an betroffenen Menschen führen. Welche Belastungsursachen haben wir miteinander gemeinsam? Sicherlich unsere Lebensweise, darunter den so genannten Monolateralismus, d.h. die einseitige Körperbelastung durch Rechtshändigkeit, ein Phänomen, das gemeinhin von der Medizin nicht als Beschwerdeursache erkannt ist. Dazu gesellen sich die bekannten zivilisationsbedingten Umstände wir Stress und Mangel an ausgleichender Bewegung. Zusammen genommen führen sie im Laufe der Zeit zu muskulären Dysbalancen, die der Körper auf die Dauer nicht imstande ist auszugleichen, auch nicht mit Gymnastik oder den verschiedenen Sportarten, mit Ausnahme einiger weniger.

Die Auswirkungen des Monolateralismus, unserer Ansicht nach Hauptursache der Beschwerden im Bewegungsapparat, lassen sich durch zwei statistisch und klinisch nachweisbare Faktoren belegen:

  1. Linkshänder leiden eindeutig weniger häufig an Rückenschmerzen als Rechtshänder, da sie aufgrund der für Rechtshänder konstruierten Welt gezwungen sind, beide Körperseiten einzusetzen.
  2. Das Bild der muskulären Dysbalancen und ihrer Auswirkungen erweist sich als typisch bei ca. 80 % der betroffenen Rechtshänder, sodass ein Zufall praktisch ausgeschlossen ist. Hier nur sechs der mindestens 20 der am häufigsten auftretenden strukturellen und muskulären Unausgeglichenheiten bei Rechtshändern:

 

Untersuchen wir die Haltungs- und Bewegungsabläufe von Rechtshändern, finden wir meist eine logische Erklärung für diese Unausgeglichenheiten. Selbstverständlich hat jede Regel Ausnahmen, und auch von dieser Schilderung gibt es Abweichungen, jedoch ist bei der grossen Mehrheit der Rechtshänder die hier beschriebene Situation anzutreffen.

Konsequenzen

Im osteo-neuromuskulären Bereich äussert sich die Summe dieser Faktoren, d.h. einseitige Körperbelastung, Stress und Bewegungsmangel, im Anfangsstadium in Form von Verkrampfungen und Bewegungseinschränkung, danach als degenerative Erscheinungen wie Ischias, Kreuz-/Becken-/Nackenbeschwer-den, Schulter-/Armsyndrom, Kopfschmerzen, Migräne, Bandscheibenleiden, Hüftgelenk- und Kniebeschwerden usw.

Muskuläre Dysbalancen lassen sich aber nur dann beheben, wenn einerseits gezielt verkrampfte Muskelpartien entspannt, andererseits, wo nötig, schwache Gegenspieler gestärkt werden. Gezielt bedeutet hier: ausgehend von dem individuellen Zustand des Betroffenen. Bedingt durch das zur Zilgrei-Methode gehörende Selbstuntersuchungssystem ist es möglich, den individuellen Zustand schlüssig zu ermitteln und entsprechend gezielt zu beeinflussen.

Immer wieder höre ich in meiner Praxis von Probanden, dass ihnen Gymnastik zur Stärkung der Rückenmuskulatur verschrieben wurde, es ihnen aber nach der Rückengymnastik noch schlechter ging. Dabei ist Rückengymnastik durchaus generell empfehlenswert. Was hat nicht funktioniert? Sicherlich die Tatsache, dass nicht auf den individuellen Zustand des Probanden eingegangen wurde. Welche Abschnitte der Rückenmuskulatur waren zu stärken, welche zu entspannen?

Ursprung

ZILGREI wurde Ende der 70er-Jahre vom deutschgebürtigen Amerikaner Dr. Hans Greissing (Doktor der Chiropraktik) und seiner Patientin, der Italienerin Adriana Zillo (ZIL + GREI = ZILGREI) als eine Form der Selbstbehandlung entwickelt. Sie ist abgeleitet von der klassischen Chiropraxis nach D.D. Palmer und beinhaltet Aspekte des Yoga.

Ziele

Hauptziel der Methode ist es, dem Menschen ein konkretes Werkzeug in die Hand zu geben, mit dem er seinen eigenen Gesundheits- bzw. Krankheitszustand positiv beeinflussen kann. Er soll in die Lage versetzt werden, mit einer einfach nachvollziehbaren Technik das strukturelle Gleichgewicht wieder herzustellen und durch die Atmung eine bessere Sauerstoffversorgung des gesamten Organismus zu erreichen, damit nicht nur Schmerzen, sondern auch funktionelle Störungen behoben und deren Ursachen zukünftig vermieden werden.

Einsatzbereich

ZILGREI kann von allen Menschen, gleich welchen Alters, zur Vorbeugung und Selbstbehandlung angewendet werden. Es hilft bei häufig auftretenden Beschwerden, die oft dem Rheuma, der Arthrose und dem Stress zugeschrieben werden, wie auch bei Kopfschmerzen, Migräne, Nacken-, Schulter-, Knie-, Hüftgelenk-, und Rückenschmerzen, bei Hexenschuss, Ischias, Schlafstörungen, Nervosität, Menstruations- und Menopausebeschwerden, Verstopfung, aber auch zur Verbesserung der Lebensqualität bei degenerativen Erkrankungen wie Multipler Sklerose und Morbus Bechterew und bei vielen anderen Beschwerden, deren Ursache häufig nicht festgestellt werden kann.

Ausserdem wird Zilgrei wirksam eingesetzt bei schwangerschaftsbedingten Beschwerden und als Vorbereitung auf eine natürliche, schmerzärmere, kürzere Geburt.

Grundlagen

ZILGREI ist weder Gymnastik noch Körperübungen, weder Fitness noch anderes Training, sondern Selbstbehandlung. Die Einzigartigkeit der Methode liegt in der Weise, wie sehr einfache, natürliche Vorgänge und Techniken in der für Zilgrei typischen Weise miteinander verknüpft werden. Die Grundpfeiler von Zilgrei sind:

  1. Die Selbstuntersuchung
  2. Gezielte Bewegung bzw. Stellung
  3. Das Prinzip der Gegenrichtung bzw. Gegenposition
  4. Nutzung der Zilgrei-dynamogenen Atmung zur Korrektur
  5. Die Koordination von gezielter Bewegung und Atmung, individuell abgestimmt
  6. Die Berücksichtigung des Ganzkörper-Prinzips zur Ursachenbehebung

Die Zilgrei-Selbstbehandlungen

Jeder Selbstbehandlung muss eine Selbstuntersuchung (Bewegungstest) vorausgehen. Sie weist auf, in welcher Bewegungsrichtung und auf welcher Bewegungsebene eines oder mehrere subjektive und objektive Symptome auftreten oder zunehmen, welche Selbstbehandlungen in Frage kommen, welches die korrekte Anwendungsvariante ist (mit oder ohne Bewegung) und welche zusammenhängenden Beschwerdeursachen vorliegen.

Die korrekte und für den Ausübenden ideale Ausgangsstellung (stehend, sitzend, Rückenlage, Vierfüsslerstand usw.) ist von grosser Bedeutung, denn eine Ausgangsstellung, die Schmerzen oder Unbehagen verursacht, beeinträchtigt von Anfang an den Heilerfolg, weil der Körper reaktiv Abwehrmechanismen einsetzt. Auch ist es wichtig, so präzise wie möglich auf den drei Bewegungsebenen zu testen und den zu untersuchenden Körperteil so weit wie möglich zu isolieren, d.h. nicht gleichzeitig andere Körperabschnitte miteinzubeziehen.

Je besser die Atmung beherrscht wird, desto grösser ist der Heilerfolg. Die dynamogene Zilgrei-Atmung unterscheidet sich von der korrekten Bauchatmung durch Atempausen von jeweils maximal 5 Sekunden nach dem Einatmen und Ausatmen. Ein solcher Atmungszyklus, einatmen – 5 Sekunden Pause, ausatmen – 5 Sekunden Pause, wird während einer Selbstbehandlung insgesamt fünfmal wiederholt.

Die für die Selbstbehandlung notwendige Körperstellung ist genau entgegengesetzt oder gegenüber liegend zur ermittelten symptomauslösenden Bewegungsrichtung bzw. Position. Beispiel: Drehung nach rechts ist schmerzhaft oder eingeschränkt = symptomauslösend, deshalb Drehung nach links = Zilgrei-Bewegung/-Position. Dieses Prinzip der Gegenposition gilt für alle Zilgrei-Anwendungen, dank dessen sie Schmerz- und beschwerdefrei sind.

In der Tat bewirkt das "Prinzip der Gegenseite" mit seinen Zilgrei-spezifischen Haltungen und Bewegungen, dass das von Schmerzen geplagte und verkrampfte Gewebe in eine Stellung gebracht wird, in der es so weit entlastet ist, dass es das Angebot von sauerstoffbeladenem Blut wieder besser aufnehmen und Schlacken besser abtransportieren kann. Auch deshalb ist Zilgrei vom Ansatz her keine neue Art von Gymnastik, kein "übendes Verfahren", sondern eine heilende Therapie!

Jede Zilgrei-Selbstbehandlung ist durch einen Vogelnamen gekennzeichnet, in erster Linie aus didaktischen Gründen, aber auch, weil sich Ausübende nach der Anwendung erstaunt darüber äusserten, wie "frei" sie sich fühlten.

Beckenverlagerungen oder "das scheinbar kürzere Bein"

Der namhafte Schweizer Rheumatologe Dr. Hubert Baumgartner äusserte sich bereits 1984 über das Buch "NEUE HOFFNUNG: Zilgrei" u.a. folgendermassen: "Die angebotenen Selbstbehandlungen sind durchs Band weg auf logischen anatomischen und neurophysiologischen Kriterien aufgebaut. Ausserdem sprechen sie das "scheinbar kürzere Bein" an, über das die wenigsten Ärzte im Bilde sind."

Die zuletzt erwähnte Sachlage ist umso erstaunlicher, als es sich beim "Syndrom des scheinbar kürzeren Beins" um ein Phänomen handelt, das bei gut 90 % der rechtshändigen Bevölkerung vorhanden ist, die an Beschwerden im Bewegungsapparat, gleich welcher Art, leiden. Von noch weitaus grösserer Tragweite ist jedoch die Tatsache, dass das scheinbar kürzere Bein nicht als solches erkannt wird und durch eine Einlage im Schuh oder durch eine Erhöhung des Absatzes behandelt wird, was die Situation, d.h. daraus resultierende Rücken- und Beckenschmerzen, nur noch verschlimmert. Das scheinbar kürzere Bein beruht auf der Verlagerung der Beckenhälften in den Iliosakralgelenken, weshalb das eine Bein scheinbar länger, das andere scheinbar kürzer wird. Die Ursache ist die zuvor erwähnte einseitige Körperbelastung, die Folge ein Beckenschiefstand, häufig begleitet von einer Beckenrotation.

Einer der Grundpfeiler der Zilgrei-Methode ist der Beckenausgleich. In der Tat ist es praktisch unmöglich, ohne Beckenausgleich Rückenschmerzen anhaltend zu beheben, denn die Stellung des Beckens ist Voraussetzung für die normale Ausrichtung der Wirbelsäule und des gesamten Skeletts.

Bei Schwangerschaft und Geburt ist der Beckenausgleich die beste Gewähr für einen komplikationsloseren und schmerzärmeren Schwangerschafts- und Geburtsverlauf.

Anwendungshäufigkeit

ZILGREI erfordert – im akuten Fall – drei Sitzungen von je etwa 6 bis 10 Minuten pro Tag; dadurch wird die Methode machbar und wird nicht als zu ermüdend und zeitraubend abgelehnt, auch wenn – und das muss gesagt sein – bei vielen Menschen erst der ausreichende Leidensdruck zur notwendigen Selbstverantwortung und Selbstzuwendung führt.

Wichtig ist bei Zilgrei die korrekte Anwendung, die im Einzel- oder Gruppenunterricht von einem/r ausgebildeten ZILGREI-Lehrer/-in erlernt werden kann.

Ausbildung zur diplomierten Zilgrei-Lehrerin

Die Grundausbildung hat zum Ziel, die angehenden Zilgrei-Lehrerinnen zu befähigen, nicht nur die ca. 90 erlernten Selbstbehandlungen korrekt zu lehren, sondern selbst Zilgrei-Anwendungen für den individuellen Fall "masszuschneidern" und die für jeden Probanden notwendigen Verhaltensmuster zur Vorbeugung mitzugeben. Sie führt nach bestandener schriftlicher und mündlicher Prüfung zur diplomierten Zilgrei-Lehrerin. Die Grundausbildung erstreckt sich über ca. ein Jahr und umfasst 19 Kurstage plus 2 Praxiswochenenden. Diplomierte Zilgrei-Lehrerinnen geben ihr Wissen in Selbsthilfekursen und Einzelsitzungen weiter. Sie werden in einem Register geführt, das auf Anfrage der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird und von der Zilgrei-Homepage www.zilgrei.com abrufbar ist.

Rechtlich gesehen sind Zilgrei-Lehrerinnen von den Auflagen der kantonalen Gesundheitsbehörden für Therapeuten befreit, da sie nicht behandeln, sondern andere lehren, wie man sich mit Zilgrei selbst behandelt.

Anerkennung

Krankenkassen wie CSS und HELSANA ersetzen ihren Versicherten mit Zusatzversicherung die Zilgrei-Lektionen bis zu 100 %.

 

Ausser in der Schweiz ist die Zilgrei-Methode

in Deutschland, Österreich und Italien verbreitet.

 

 

Informationen über Ausbildungsmöglichkeiten und die Liste der ausgebildeten Zilgrei-Lehrer/-innen erhalten sie von:

ZILGREI International S.A.

Postfach 101

6976 Castagnola

Telefon 091 – 970 11 00

Fax 091 – 971 12 18

E-Mail zilgrei@bluewin.ch

Homepage www.zilgrei.com