Stellenwert der Gymnastiklehrerin
Bruno Baviera: Auszug aus "Bewegen durch Bewegung"
Nach diversen Betrachtungen erscheint es für mich evident, wie wichtig die Gymnastiklehrerin im präventiven Bereich ist. Eine moderne Rückenprävention kann jedoch nicht nur auf gymnastischen Übungen basieren. Aus meiner Sicht ist ein tiefes Verständnis der Problematik der menschlichen Haltung und deren Störungen wichtig. Erst auf dieser Grundlage kann eine Alltagsgestaltung erarbeitet werden. Die Bedeutung der Ausdauer, der Bewegung, der Ergonomie und der Entspannung sind wichtige Teile von Rückenprogrammen. Immer aber gilt es, auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Gymnastikstunden einzugehen.
Bewährt haben sich meines Erachtens Gruppenstunden, weil so viele Lösungsstrategien gemeinsam entwickelt werden können. Ein Vorteil der Gymnastiklehrerin ist, dass sie von der Bewegung der Gesunden her kommt. Sie ist gewohnt, mit Gruppen umzugehen, und verfügt über eine ausgesprochene Bewegungsvielfalt. Sie ist fähig zu motivieren und nicht, aus Angst vor Schaden, zutiefst bewegungsgehemmt wie viele Physiothera-peutinnen.
Gerade für das Training des Bewegungsapparates ist es wichtig, dass immer wieder neue, Freude bereitende Bewegungsmuster initiiert werden. Es geht nicht darum, Altbewährtes immer wieder neu einzuschleifen, sondern vielmehr darum, den Bewegungsapparat vielfältig zu belasten und so Möglichkeiten anzubieten, den Alltag bewegter zu gestalten. A. Jean Ayres hat die Erkenntnis, dass komplexe Bewegungsanforderungen auch unsere mentalen Fähigkeiten fördern, in ihrer sensorischen Integrationstherapie für Kinder mit Lernstörungen umgesetzt.

Wenn unser Gehirn mit der Lösung der motorischen Aufgaben fertig wird, ist es anscheinend als Nebenleistung gut fähig, Sprache, Denken und Kunst zu entwickeln.
( W.H.Calvin, 1995)

In diesem Sinne verstehe ich Gymnastik als generelles Hirntraining. Der Versuchung ist allerdings zu widerstehen, nur repetitiv an Veloschläuchen zu ziehen.