Spiraldynamik
Gedanken zur Spiraldynamik
Autorin: Christel Langewellpott, Essen

Diese Gedanken habe ich in der Zeit meiner Einzelarbeit bei Frau Stefanie Hartmann gewonnen. Ich kam zu ihr wegen Schmerzen in meinen Schultern und deshalb, weil mir im Schlaf meine Finger einschliefen. Die Erfahrungen mit meinem Körper während dieser Zeit konkretisierten meine philosophischen Beschäftigungen und Studien. So kam es zu den „Gedanken zur Spiraldynamik“.

 

Spiraldynamik bezieht sich auf die Beweglichkeit des menschlichen Körpers. Sie betrachtet sie unter dem Gesichtspunkt der Spirale. Sie tut dies nicht willkürlich, sondern sie vermittelt sie über das Studium der menschlichen Motolität und Mobilität und führt sie auf ihre anatomischen Gegebenheiten und Bedingungen zurück. Die Spiraldynamik kommt also aus der Wirklichkeit (1) unserer körperlichen Beweglichkeit und bildet diese in ihren Grundmustern und grundlegenden Körperübungen ab. Die Spiraldynamik unterscheidet sich somit von unseren Alltagsbewegungen, sie hat sie zu Wesentlichem verdichtet und zu Körperübungen gestaltet. Die spiraldynamische Bewegungsarbeit geht von der Körpermitte, dem Beckenboden, aus, richtet sich an einzelne Körperpartien und isoliert sie in ihren Bewegungen ausdrücklich von ihrem Körperzusammenhang. Die so entstandene und bewusst gewordene Beweglichkeit einer einzelnen Körperpartie bettet sie dann in die bewegliche Körperganzheit ein. Vom spiraldynamischen Lehrling, Klienten oder Patienten aus gesehen, geschieht folgendes: Da er sowohl die isolierte und gezielte Bewegung wie die sich abschließenden erweiterten Bewegungen fühlt und sich bewusst macht, integriert er seine einzelnen Körperpartien in der Bewegung zu seiner Körperganzheit.


„Geknickte“, verhärtete, gepanzerte Körperteile lösen sich aus ihrer Panzerung, aus ihrem „Verbackensein“ in einem leeren, nicht gefühlten Körper und befreien sich. Die Schulterblätter z.B. entstehen buchstäblich. Ihre elementare Begabung findet statt. Der Lehrling fühlt: so ist es richtig, ich fühle mich wohl. Das erinnert an die libidinöse Besetzung des Selbst (2). Der Lehrling sucht dieses Gefühl immer wieder auf. Was dabei verschwindet, ist die Absicht , z.B. die Schultern schmerzfrei bewegen zu können. Das Wohlbefinden gehört ganz dem Selbst. Es ermöglicht ihm, sich von der Anleitung durch den Spiraldynamiker in der Weise zu lösen, dass es ihm weniger um die korrekte Nachahmung geht oder darum, Bewegungen nach Anweisung auszuführen, sondern um das selbständige Erspüren seiner Bewegungen (3). Der Lernende findet über das Erfassen der spiraldynamischen Grundmuster zu eutonischen Alltagsbewegungen zurück. Der häufige Hinweis in den Stunden, die Bewegungsgrundmuster im Alltag zu erkennen und sie dorthin zu transponieren, hilft ihm dabei. Die Spiraldynamik nutzt, wie schon gesagt, die Grundsätze unserer Körperbewegungen. Nehmen wir als Beispiel den „Schlauch“, mit seinen Variationen: Diese verschiedenen Körperhaltungen in Bewegung zeigen den Menschen in seinem aufrechten Gang. Er dehnt sich, spannt sich auf zwischen Himmel und Erde. Ohne seine Erdung, sich selbst zu verlassen, streckt und dehnt er sich zum Himmel und zur Welt. Diese Dehnspannung folgt der Figur einer Spirale, sowohl bezogen auf Körperpartien wie als  ganzer Leib. Dem Aufwärts steht ein Abwärts gegenüber. Die liegende und aufrechte 8 ist dementsprechend ein häufig vorkommendes Grundmuster. Sie ist die unendliche Spirale und das kleine Element der Dehnspannung des volumenhaften Körpers.


Zum Rahmen dieser „Gedanken...“

Vgl.

1 Latour, B., Die Hoffnung der Pandora, Frankfurt 2000

2 Freud, S., Jenseits des Lustprinzips, Ges. Werke Bd. XIII

3 Schmid, W., Philosophie der Lebenskunst, Frankfurt 1999